Im Rahmen des Projekts "Bewegte Vielfalt in Berlin" haben wir 2021 zwei neue Interview-Kurzfilme für die politische Bildung gedreht - dieses Mal wie geplant unter aktiver Beteiligung von Jugendlichen, was im letzten Jahr aufgrund von Corona leider nicht möglich war. Die Protagonist*innen sind dieses Mal Shlomit Tripp und Neco Çelik.
Shlomit Tripp ist Kunstpädagogin, langjährige Mitarbeiterin des Jüdischen Museums Berlin und Leiterin des ersten jüdischen Puppentheaters "Bubales"; ihre (Familien-)Geschichte bewegt sich zwischen Thessaloniki, Istanbul, Prag, Moskau und Israel -- und natürlich Berlin. In dem Kurzfilm erzählt Shlomit unter anderem über die Erfahrungen ihrer Familie mit Flucht, Migration und Asyl, über ihr Aufwachsen in einem kommunistischen Elternhaus und ihre Hinwendung zur Religion, ihre Aufenthalte in Israel sowie ihr Puppentheater als Möglichkeit eines positiven Erstkontakts mit dem Judentum.
Neco Çelik, Erzieher sowie Film- und Theaterregisseur, ist als Sohn türkischer "Gastarbeiter*innen" in Berlin-Kreuzberg aufgewachsen und hat dort in den 2000er-Jahren das postmigrantische Theater mitbegründet. In dem Interview mit Kreuzberger Jugendlichen spricht Neco unter anderem über die Situation von "Gastarbeiter*innen" und ihren Kinder in Westberlin, über migrantische Hiphopkultur, die Umbruchszeit 1989/90 mitsamt Neonazis, die Selbstermächtigung postmigrantischer Künstler*innen sowie die Ausbreitung des antimuslimischen Rassismus nach 9/11.
Obwohl die Biografien der beiden Protagonist*innen teilweise sehr unterschiedlich sind, gibt es doch auch viele Gemeinsamkeiten, die in den Interviews zur Sprache kommen: beispielsweise das Thema "Gastarbeit", Fragen von Identität und Zugehörigkeit, Erfahrungen mit Rassismus und Antisemitismus unter anderem in Form von Zuschreibungen oder die Bedrohung durch versteckte sowie strukturelle Diskriminierung.
Die beiden Filme sind eine Erweiterung unserer Methode "Wer bin ich? -- Biografische Annäherungen an Rassismus und Antisemitismus", die wir zwischen 2015 und 2019 im Rahmen unseres Bundesmodellprojekts "Verknüpfungen" entwickelt haben. Eine Anleitung zur Methode finden Sie in der Abschlusspublikation des Projekts:
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