- Der Workshop ist bereits ausgebucht. -
Samstag, 5. Dezember 2020, 11.00 --17.15 Uhr
Sonntag, 6. Dezember 2020, 10.00 --16.15 Uhr
Die Notwendigkeit, die Geschichte des Nationalsozialismus zu erinnern und ihr einen Raum im politischen Gedächtnis Deutschlands einzuräumen, wird im öffentlichen Diskurs heutzutage kaum mehr in Frage gestellt. Doch die Fragen, was »Erinnern«, »Trauern« oder »Gedenken« bedeutet, werden von den Einzelnen sehr unterschiedlich beantwortet. Nimmt man darüber hinaus die Familienerinnerungen an die NS-Zeit in den Blick, so wird deutlich, dass diese Erinnerungen und die »offiziellen« Geschichtsschreibungen in Ost und West über den Nationalsozialismus häufig weit auseinanderliegen.
Nach 1945 geborenen nichtjüdischen Deutschen in Ost und West fällt es meist schwer, die in der Familie erzählten Geschichten über die Vergangenheit mit den Fakten übereinzubringen, die in Schule und Medien vermittelt werden. Zwar sind DDR und BRD sehr unterschiedlich mit der deutschen Geschichte umgegangen. Sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland herrscht jedoch bis heute in den meisten nichtjüdischen Familien ein Schweigen über die aktive und passive Beteiligung an den nationalsozialistischen Verbrechen. Dieses Schweigen hat die nachfolgenden Generationen nachhaltig geprägt.
Auch in vielen Familien von NS-Verfolgten wurde – wenn auch aus völlig anderen Gründen – über die Vergangenheit geschwiegen. Doch auch in jenen Familien, in denen die eigene Verfolgungsgeschichte und das Überleben sowie die Ermordung von Familienangehörigen und Freund*innen Thema war, wurde das Trauma an die Nachfahren weitergegeben und hat sich auf vielfältige Weise in deren Leben niedergeschlagen.
Gerade die Kluft zwischen den offiziellen Erinnerungskulturen und den alltäglichen, familiären Erinnerungen sind für die Annäherung an die nationalsozialistische Geschichte häufig ein großes Hindernis. Viele Familienlegenden blockieren eine bewusste und kritische Auseinandersetzung mit der Rolle der eigenen Familie im Nationalsozialismus. Sich die Mechanismen zu vergegenwärtigen, wie die Familiengeschichten über Generationen hinweg weitergegeben wurden, ist eine wichtige Voraussetzung dafür, sich aus diesen Strukturen zu lösen, sich zur Geschichte zu positionieren und eigene Formen des Erinnerns zu finden. Das bedeutet auch, Verantwortung für Gegenwart und Zukunft zu übernehmen. Nichtjüdischen Nachkommen ermöglicht das kritische Hinterfragen der familiären Tradierungen zudem, sich der eigenen Verstrickungen in antisemitische Denkmuster stärker bewusst zu werden.
Im Rahmen des zweitägigen Online-Workshops bieten wir allen Interessierten die Möglichkeit, sich gemeinsam mit der eigenen Familiengeschichte und ihrer Tradierung auseinanderzusetzen – unabhängig davon, um was für eine Geschichte es sich dabei handelt.
Mehr Informationen u.a. zum Programm finden hier.
Anmeldung:
Leider können wir inzwischen nur noch Wartelistenplätze vergeben.
Über mögliche Folgetermine im kommenden Jahr informieren wir Sie aber gern.
Bei Interesse schicken Sie bitte eine kurze Nachricht an:
susanna.harms[at]bildungsbausteine.org
Die Veranstaltung findet im Rahmen des Projekts „Bewegte Vielfalt in Berlin“ statt.