Freitag, 13. Oktober 2023, 18.00 - 20.30 Uhr
Samstag, 14. Oktober 2023, 10.00 -18.30 Uhr
Sonntag, 15. Oktober 2023, 10.00 -16.00 Uhr
in Berlin
Die Notwendigkeit, die Geschichte des Nationalsozialismus zu erinnern und ihr einen Raum im politischen Gedächtnis Deutschlands einzuräumen, wird im öffentlichen Diskurs heutzutage kaum mehr in Frage gestellt. De Familienerinnerungen an die NS-Zeit weichen jedoch häufig stark von den »offiziellen« Geschichtsschreibungen ab. Nach 1945 geborenen nichtjüdischen Deutschen fällt es deshalb meist schwer, die in der Familie erzählten Geschichten über die Vergangenheit mit den Fakten übereinzubringen, die in Schule und Medien vermittelt werden.
In ostdeutschen Familien wirkt zudem der Umgang der DDR mit der NS-Vergangenheit nach, die allein das »Finanzkapital« für den Nationalsozialismus verantwortlich machte und sich so von der Verantwortung für die Geschichte freisprach. Eine Auseinandersetzung mit der aktiven und passiven Beteiligung der (ost-) deutschen Bevölkerung an den nationalsozialistischen Verbrechen wurde dadurch vermieden. Doch auch nach 1989/90 wurde (und wird) in den meisten (ost-)deutschen Familien weiter über die Mit-/ Täter*innenschaft von Familienmitgliedern geschwiegen. Dieses Schweigen prägt die nachfolgenden Generationen in Ost und West bis heute nachhaltig.
Auch in vielen Familien von NS-Verfolgten wurde – wenn auch aus völlig anderen Gründen – über die Vergangenheit geschwiegen. In der DDR wurde dieses Be-Schweigen befördert durch die Fokussierung des staatlichen Gedenkens auf die kommunistischen »Kämpfer des Faschismus«, mit der die Geschichten jüdischer Überlebender sowie die anderer Opfergruppen in den Hintergrund traten. Aber auch in jenen Familien, in denen die eigene Verfolgungsgeschichte, das Überleben sowie die Ermordung von Familienangehörigen und anderen nahen Menschen Thema waren, wurde das Trauma an die Nachfahren weitergegeben und hat sich auf vielfältige Weise in deren Leben niedergeschlagen.
Die Kluft zwischen den alltäglichen, familiären Erinnerungen und den »offiziellen« Erinnerungskulturen ist für die Annäherung an die nationalsozialistische Geschichte häufig ein großes Hindernis. Familienlegenden blockieren eine bewusste und kritische Auseinandersetzung mit der Rolle der eigenen Familie im Nationalsozialismus. Sich die Mechanismen der intergenerationellen Weitergabe von Familiengeschichten zu vergegenwärtigen, ist eine wichtige Voraussetzung dafür, sich aus diesen Strukturen zu lösen, sich zur Geschichte zu positionieren und eigene Formen des Erinnerns zu finden – und Verantwortung für Gegenwart und Zukunft zu übernehmen. Nichtjüdischen Nachkommen ermöglicht das kritische Hinterfragen der familiären Tradierungen zudem, sich der eigenen Verstrickungen in antisemitische Denkmuster stärker bewusst zu werden.
Im Rahmen des Workshops bieten wir allen Interessierten die Möglichkeit, sich gemeinsam mit der eigenen Familiengeschichte und ihrer Tradierung auseinanderzusetzen – unabhängig davon, um was für eine Geschichte es sich dabei handelt.
FMP1
Franz-Mehring-Platz 1
10243 Berlin-Friedrichshain
Mehr Informationen u. a. zum Programm finden Sie im FLYER.
Der Workshop ist bereits ausgebucht.
Wenn Sie Interesse an einem Wartelisten-Platz haben oder über mögliche neue Termine informiert werden möchten, schicken Sie gerne eine E-Mail an:
lisa.wildenhain[at]bildungsbausteine.org
Die Veranstaltung findet im Rahmen des Projekts „Bewegte Vielfalt in Berlin“ statt und ist kostenfrei.